April und Mai: Die Bauträgersuche

Vor der Wahl des Bauträgers muss eine wichtige grundsätzliche Entscheidung getroffen werden: Architekt oder Generalunternehmer.

Beides hat Vor- und Nachteile. Ein Architekt ist als Dienstleister in erster Linie dem Auftraggeber verpflichtet. Er wird nach einer Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) bezahlt, und seine Aufgaben sind insbesondere auch die Planung und Überwachung von Bau- und Kostenplan. Allerdings ist er auch kein Hellseher, und kann die Kostenplanung daher nur Anhand von Erfahrungswerten schätzen. Das Risiko, dass einzelne Gewerke am Ende doch teurer werden als vorgesehen, liegt beim Auftraggeber. Zudem ist es schwierig, verschiedene Architekten im Vorfeld miteinander zu vergleichen, denn ohne Geld rühren sie normalerweise keinen Finger.

Beliebter sind daher die Generalunternehmer, die in der Regel schlüsselfertig erstellte Häuser zu einem Festpreis anbieten. Dieser kann die einzelnen Gewerke und Materialien in der Regel durch höhere Masse günstiger beziehen, behält sich aber natürlich auch eine Sicherheitsmarge ein, um das Kostenrisiko zu reduzieren. Der Generalunternehmer, bzw. einer seiner Fachberater oder Architekten, wird mit dem Kunden im Vorfeld die Wünsche besprechen und daraus Grundrisse und Kostenkalkulationen entwerfen. Erst, wenn Grundriss und von der sog. Baubeschreibung abweichende Sonderwünsche feststehen, kommt es zur Vertragsunterzeichnung - bis dahin kann der Kunde die Gespräche jederzeit ohne Risiko abbrechen. Jedoch darf man die entworfenen Pläne normalerweise vor Vertragsunterzeichnung weder mitnehmen noch abfotografieren - sie bleiben Eigentum des Bauunternehmers. So wird verhindert, dass der Kunde mit dem Plänen zu einem anderen Unternehmer geht uns sich dort das Haus bauen lässt.

Durch Unterzeichnung eines Vorplanungsauftrags kann man die Pläne auch vor Unterzeichnung des Hauptvertrages erhalten, z.B. weil man genau diese Vergleichbarkeit wünscht. In diesem Fall verpflichtet man sich, für die Erstellung der Pläne einen bestimmten Betrag zu bezahlen, falls es nicht zum Auftrag kommt. Da wir den Grundriss für das Bodengutachten benötigen und hier so bald wie möglich Sicherheit haben wollen, haben wir diese Option gewählt.

In dieser Phase waren für uns zwei Bücher sehr hilfreich. Das "lustige Baubuch" Ich glaube, der Fliesenleger ist tot! von Julia Karnick, in welchem die Autorin ihren Architektenbau humoristisch begleitet. Unser männlicher Part hatte nach der Lektüre des Buches richtig Lust, mit einem Architekten zu Bauen, während sich die Ehefrau danach eher von dieser Idee abgestoßen fühlte.

Weniger amüsant, dafür fachlich hilfreicher war dagegen Unser Bauherren-Handbuch der Stiftung Warentest. Dieses hilft einen bei Fragen zu Kosten, Finanzierung, Heizung, Dachformen, etc.

Mit diesem Fachwissen und ersten Skizzen bewaffnet, sind wir dann nach drei Jahren erneut auf Bauträgersuche gegangen. Wir waren bei zwei Architekten, diversen Bauunternehmern und einem unabhängigen Baubegleiter vom Verband Privater Bauherren e.V., um jeweils einen ersten Eindruck zu gewinnen und uns beraten zu lassen.

Unsere Erfahrungen waren dabei sehr unterschiedlich. Der erfahrene Architekt, der seine Pläne noch per Hand zeichnet, hat bei uns einen guten Eindruck hinterlassen. Ebenso die junge Architektin auf Neuenkirchen. Ein Bauunternehmer aus dem Nordkreis, der hier in der Gegend aufgrund seiner niedrigen Preise sehr beliebt ist, hinterließ bei uns ein sehr ungutes Gefühl - vor allem, weil er gleich im Erstgespräch stolz erzählte, wie sich einige rechtliche Bauvorgaben angeblich legal umgehen lassen. Ein anderer Kandidat führte mit uns ein längeres Beratungsgespräch und freute sich über unsere provisorische Skizze. Wir erhielten dann auch kurzfristig einen Grundriss auf dieser Basis, der uns mit einer merkwürdig platzierten Schlafzimmertür überraschte und auch sonst ziemlich lieblos und (von außen) asymmetrisch wirkte:

Treppe vs Tür

Am Ende blieben zwei Bauträger übrig, die wir in die engere Auswahl gezogen haben: Die Firma planen+bauen aus Osnabrück, und die Firma Schrandt Planen und Bauen aus Vrees, die trotz der Namensähnlichkeit jedoch nichts miteinander zu tun haben.

Mit beiden führten wir mehrere Gespräche und variierten einige Male den Grundriss, bevor wir dann eine Kostenkalkulation erhielten. Der Osnabrücker Entwurf war etwas extravaganter, mit einer Galerie vom Essbereich zum Flur OG – dies gefiel uns sehr gut, schon unsere ersten Skizzen vor drei Jahren enthielten eine Galerie zum Wohnzimmer.

Doch obwohl die kalkulierten Kosten bei Weitem nicht so hoch waren, wie wir bei dem hervorragenden Ruf von planen+bauen erwartet hatten, so lag die Summe am Ende dennoch ein gutes Stück über dem Preis der Emsländer. Zudem erschien uns der "bodenständigere" Grundrissentwurf auf Dauer am sinnvollsten und hält uns grundsätzlich die Option offen, das Ober- und das Erdgeschoss irgendwann zu separaten Wohneinheiten umzubauen, wenn die Kinder aus dem Haus gezogen sind oder ein Kind später eine eigene Wohnung im Haus beziehen möchte.

Wir haben uns daher jetzt für Schrandt Planen und Bauen entschieden.